P3/24 Projekt zur Vermeidung von umweltschädlichen Pestiziden und Fungiziden im Kernobstanbau - Start im Frühjahr 2024 unter WsZ Stiftung und ab Juli 2024 vom Verein WsZ-Dossenbach weitergeführt
Projektleitung: Gerd Bühler
Ausgangssituation:
im Kernobstanbau werden z.Z. immer noch Pestizide und Fungizide eingesetzt. Zwar hat sich deren Umweltbelastung in den letzten Jahren verringert, doch sind negative Umwelteinflüsse nicht komplett eliminiert.
Idee:
Durch den Einsatz von Fruchtkalk soll die Umweltschädlichkeit stark abgesenkt werden. Fruchtkalk wirkt leicht düngend, doch es sind keine weiteren nennenswerten Umweltbelastungen zu erwarten.
Dauer und Aufwand:
Für den Versuch wurden drei Jahre angesetzt. Dies um die verschiedenen zu erwartenden Klimabedingungen mit einzubeziehen. Der Versuch findet auf einer Apfelplantage statt. Gegenüber herkömmlichem Pflanzenschutz erhöht sich der Aufwand da der weiße Kalk nach jeder Aktion von den maschinellen Anlagen und aus den Düsen ausgewaschen wird.
Monitoring:
Die regelmäßigen Aufschreibungen über Mengen, Konzentrationen und Häufigkeit der Anwendung sowie Beobachtungen, Qualitäts- und Quantitätsvergleichen sollen Aufschluss auf die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit erbringen. Etwaige Beobachtungen über Auswirkungen auf die Umwelt werden festgehalten.
Fruchtkalkbelag nach der Behandlung
einzelne Siebfilter werden zur Reinigung ausgebaut
Sprühgeräte und Düsen werden gründlich gereinigt
Projektbericht P 3/24 für 2024
Projekt zur Vermeidung von umweltschädlichen Pestiziden und Fungiziden im Kernobstanbau. Die Behandlung der Apfelplantage mit Fruchtkalk erfolgte vom 08.03.24 bis zum 26.06.24. Die hohe Regenhäufigkeit erforderte verhältnismäßig viele Behandlungen, da der Fruchtkalkauftrag sich bei Nässe von Blättern und Früchten löst. Auftragsmengen und Mischungen wurden festgehalten.
Beobachtungen:
- Von Anfang an wurde Schorf am Blattwerk und später auch bei den Früchten festgestellt. Der Schorfbefall war überdurchschnittlich und betraf ganz besonders Schorfempfindliche Sorten wie Gala, Golden Delizius, Mairac, Rubinette und Braeburn.
- Die Sorten Elstar, Jonagold, Falstaff und Pinova wiesen mittleren Befall auf. Nur Boskop erwies sich als rel. Schorfresistent.
- Läuse traten ab Mitte April auf. Konnten aber durch Zugabe von Netzmittel zurückgedrängt werden.
- Der Schädling Apfelwickler trat ab Ende Mai auf, stellte aber kein großes Problem dar.
- Erfreulicherweise wurde in der Plantage im Vergleich zu Vorjahren eine erhöhte Zahl von Schmetterlingen festgestellt.
Ergebnisse:
- Die Erträge wurden vor allem durch das vermehrte Auftreten von Schorf gegenüber Vorjahren geschmälert. Dies betraf jedoch ausschließlich den Tafelobstanteil, der zuvor bei 15% der Ernte lag und sich um 40% reduzierte.
- Der Einsatz von Fruchtkalk war erfolgreich bezüglich der Risiken durch Insektenbefall.
- Schwachpunkt ist die geringe Wirksamkeit gegen Schorf.
- Der Aufwand zur Reinigung von Maschinen und Düsen nach dem Spritzen mit Kalk ist gegenüber herkömmlichen Spritzmitteln höher.
- Es wurde eine Schadstoffprüfung einer repräsentativen Menge von Äpfeln aus der Ernte 2024 vom Labor Friedle GmbH nach der QuEChERS-Multimethode durchgeführt. Von ca. 800 Schadstoffen überschritt keiner der geprüften Schadstoffarten auch nur annähernd die Sollgrenze. Einerseits ist dies ein deutlicher Hinweis auf einen Ausschluss von gefährlichen Stoffen in der Frucht. Andererseits zeigt es, dass die konventionelle Behandlung der benachbarten Plantage keine Ausstrahlung auf die aktuell mit Fruchtkalk behandelten Plantage hatte.
Konsequenzen:
- Um Läuse zurückzudrängen wird im Folgejahr erneut Netzmittel beigemischt.
- Um den Schorf auf ein Minimum zurückzudrängen wird dem Fruchtkalk Schwefel in geringen Mengen beigemischt. Beide Substanzen sind unbedenklich hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Umwelt.
- Das Sprühbild muss verändert werden. Es braucht eine technische Lösung zur Erzeugung feineren Sprühnebels, um die Früchte rundum mit Kalk zu erfassen.
- Um etwaige schädliche Einflüsse durch die Anpassung der Behandlung auszuschliessen wird im Jahr 2025 eine erneute Prüfung durch das Labor Friedle GmbH geplant.